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Schulisches Gesprächskonzert des Trios Lilium
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Schulisches Gesprächskonzert des Trios Lilium
Warum nannte sich die französische Komponistin Melanie Helene Bonis (1858–1937) Mel Bonis? Knut Hanßen, der Pianist des Trios Lilium, hat dafür die Erklärung. Mel ist in Frankreich ein Männername. Wegen der enormen Schwierigkeiten für Frauen, unter ihrem Mädchennamen Werke im Druck veröffentlichen zu können, wählte Melanie diese verkürzte männliche Form ihres Namens, um den Eindruck zu erwecken, dass hinter den Kompositionen ein Mann stand. Das wirft ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten und Vorurteile, denen sich Komponistinnen bis weit ins 20. Jahrhundert ausgesetzt sahen, wenn sie sich in der von Männern dominierten Musikwelt durchsetzen wollten. Welche Probleme Clara Schumann (1819–1896), Lili Boulanger (1893–1918) und Madelaine Dring (1923–1977) überwinden mussten, um sich als Komponistinnen zu ihrer Zeit zu behaupten, das machte Knut Hanßen mit prägnanten Ausführungen zu deren Leben deutlich, bevor das Trio Kostproben aus den lange in Vergessenheit geratenen Werken zu Gehör brachte. Vollständig waren diese Trios und Duos im Konzert zu hören, das das Trio Lilium dann am Abend in ZENTRUM gab.
Am Vormittag aber war es im Gymnasium Christian-Ernestinum Bayreuth und sein Ansprechpartner waren Schülerinnen und Schüler einer 6. Klasse. Im Unterschied zum Publikum des Abendkonzerts waren diese nicht „nur“ Zuhörer, sondern sie waren aufgefordert, von sich aus Fragen zu stellen. Und das machten sie reichlich: Welches Instrument ist schwieriger zu spielen, Oboe oder Flöte? Wie schafft man es, ein so kleines Rohrblatt für eine Oboe selbst herzustellen? Braucht man kleine oder große Hände, um Klavier, Flöte oder Oboe zu spielen? Komponieren die Musiker auch selbst? Warum nutzen manche Musiker, wie der Pianist Hanßen, einen Gehörschutz im Ohr? Gibt es Probleme mit den Wohnungsnachbarn durch das Üben? Wie haben sich die Mitglieder des Trios „gefunden“? Können die Musiker nur von ihren Auftritten als Trio leben? Welche Funktion hat das kleine Kästchen zu Füßen des Oboisten? Warum wird so viel Musik von „alten“ Komponisten und so wenig von Zeitgenossen gespielt? Gab es früher also bessere Komponisten?
Die Schülerinnen und Schüler waren mit großem Interesse bei der Sache und geizten nach den vorgetragenen Stücken nicht mit anerkennendem Applaus. Mit ihren klugen und gewandt vorgetragenen Fragen, auf die die Musiker keine Antwort schuldig blieben, trugen sie wesentlich zu diesem unterhaltsamen, ja spannenden und zugleich lehrreichen Auftritt des Trios Lilium in ihrer Schule bei.
Die Veranstaltung war ein Gemeinschaftsprojekt der Gesellschaft der Kulturfreunde Bayreuth e.V., des Trios Lilium und der Konzertförderung Deutscher Musikwettbewerb mit Unterstützung des Rotary Clubs Bayreuth-Eremitage.